31.07.2017
Aus für Bürgerbus Schmalensee und Belau

Dieses Fahrzeug wurde als Bürgerbus in Schmalensee und Belau eingesetzt. Damit ist es zum 31. Juli 2017 vorbei. Foto (Archiv): Dr. Holger Jansen/Projekt Bürgerbusse Schleswig-Holstein/Agentur Landmobil Der Bürgerbus für Schmalensee und Umgebung im Amt Bornhöved wird zum 31. Juli 2017 eingestellt. Letzter Fahrtag war bereits Dienstag, der 25. Juli 2017. Das hat die Gemeinde Schmalensee auf ihrer Internetseite mitgeteilt. 30 Touren wurden den Angaben zufolge seit dem 3. Januar 2017 gemäß Fahrplan absolviert. Die Zahl von 51 Passagieren binnen sieben Monaten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass vornehmlich zwei Kundinnen aus der Gemeinde Belau das Angebot nutzten. "Es war gut und richtig, den Versuch zu starten", befand Rüdeger Cuwie, einer der Organisatoren und Fahrer.

Der Schmalenseer Bürgermeister Sönke Siebke hatte zum Projektstart im Januar 2017 appelliert: "Nehmen Sie das Angebot an!" Rund 460 Einwohner zählt die Gemeinde Schmalensee im Kreis Segeberg. Belau zählt knapp 400 Einwohner und gehört zum Amt Bokhorst-Wankendorf im Kreis Bad Segeberg. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Schmalensee und Belau nicht. Als nächster zentraler Ort bietet Bornhöved entsprechende Infrastruktur. Der Fahrpreis für den Bürgerbus betrug einheitlich 3 Euro für Hin- und Rückfahrt.

Die Gemeindevertretung nahm am 25. Juli 2017 den Bericht von den beiden Initiatoren Rüdeger Cuwie und Jürgen Bucksch über die Inanspruchnahme des Bürgerbusses - so die Formulierung auf der Webseite der Gemeinde - mit Ernüchterung zur Kenntnis. Einstimmig beschlossen die Kommunalpolitiker, das aus der Zukunftswerkstatt im Jahr 2016 resultierende Projekt zum 31. Juli 2017 einzustellen. Mängel im öffentlichen Personennahverkehr waren in der Zukunftswerkstatt vermehrt angesprochen worden. "Wir schreiben das Projekt aber nicht völlig ab", zitiert die Internetseite der Gemeinden Jürgen Bucksch.

"Wenn erneut ein ernsthafter Bedarf an die Gemeindevertretung herangetragen wird, sollte einer Wiederbelebung des Bürgerbusses nichts im Wege stehen", heißt es in der Meldung der Gemeinde. Das Beraterteam der Agentur Landmobil war an Planung und Entwicklung des Projekts Bürgerbus Schmalensee nicht beteiligt. "Von einer festen Linie hätten wir von Anfang an abgeraten", betiont Ralph HIntz, der seit 2012 den erfolgreichen Bürgerbus in Langenlonsheim leitet und als erfahrener Berater das Projekt Bürgerbusse Schleswig-Holstein der Agentur Landmobil unterstützt.

Der Kommentar

Kommt das Ende für den Bürgerbus Schmalensee völlig unerwartet? Sicher nicht, denn die Fahrtgastzahlen blieben überschaubar. Woran lag das? Zum einen braucht ein Bürgerbus Potenzial. Schmalensee und Belau erreichen zusammen nicht einmal 1.000 Einwohner. Etwas mehr darf es für einen Bürgerbus schon sein. Und dann das Thema Linie oder Anruf. Ja, die feste Linie bietet Verlässlichkeit. Der Bus kommt immer am Dienstagnachmittag. An eine feste Linie denkt man, wenn man an den Bus denkt. Der Linienbus – was auch sonst? Aber macht ein solches Angebot Sinn bei einem so geringen Fahrgastpotenzial? Schaffen es die Fahrgäste noch von zu Hause bis zur Haltestelle? Bei den Einwohnerzahlen der beiden Orte ist die feste Linie nicht geeignet, die Nachfrage in der Zielgruppe für einen Bürgerbus zu erfassen.

Die richtige lokale Ebene für einen Bürgerbus in Schleswig-Holstein sind die Ämter oder mehrere Gemeinden mit soliden vierstelligen Einwohnerzahlen. Die Ämter Bokhorst-Wankendorf oder Bornhöved würden sich Ideal für einen Bürgerbus im Anrufmodell eignen. Die beiden Kundinnen, die den Bus bis zuletzt genutzt haben, könnten der Ausgangspunkt für ein größeres Projekt auf Amtsebene sein. Die Chance, ländliche Nahmobilität in Schleswig-Holstein voranzubringen, besteht weiterhin. Mit einem solide geplanten Bürgerbusprojekt in den Ämtern Bornhöved oder Bokhorst-Wankendorf. Ob es damit etwas wird bleibt abzuwarten.

Dr. Holger Jansen